Willkommen

Die Medienbranche rätselt darüber, wie wir uns in Zukunft informieren werden. Werden uns bald bunte Bilder im Internet genügen? Halten wir dem bedruckten Papier die Treue? Oder können wir die Bildkraft des Fernsehens, die Glaubwürdigkeit von Print und das Interaktive des Internets journalistisch verbinden? Wir sind Studierende der Print/Online-Lehrredaktion am Journalistischen Seminar in Mainz und möchten die letzte Frage mit diesem Online-Auftritt beantworten. Dabei geht es uns um eine neue Sicht auf Mainz – jenseits von Dom, Fastnacht und Fußball. Entdecken Sie mit uns das andere Mainz!

Impressum

Journalistisches Seminar
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Alte Universitätsstraße 17, 55116 Mainz

Verantwortlich:
Prof. Dr. Volker Wolff, Sabine Kieslich, Ulrike Trampus

Online-Lehrredaktion 2009:
Stefan Bock, Tanja Braun, Christian Hahn, Svetlana Illarionova, Svetlana Savinykh, Laura Schoen, Falk Sinß, Mirko Stepan, Sarah Weik, Maurice Wojach

Ein Mainzer Herz schlägt aserbaidschanisch

Von Svetlana Savinykh

Seit seiner Kindheit träumte Basar Kömür vom Land am Kaspischen Meer, aus dem seine Vorfahren kommen. Erst in Mainz bekam der aserbaidschanischstämmige Türke Gelegenheit, den Kontakt mit Baku aufzunehmen. Er unterstützt die Beziehungen zwischen Mainz und der aserbaidschanischen Hauptstadt. Die feste Partnerschaft zwischen beiden Städten wurde zu seinem Lebenswerk.

Basar Kömür Foto: Svetlana IllarionovaEin kleiner Tisch draußen vor seinem Lieblingscafe "Maxim" am Mainzer Neubrunnenplatz. Stammgast Basar Kömür betrachtet die Gäste des Cafes, überlegt und fängt erst dann an zu sprechen. Seine Lebensgeschichte beginnt wie ein Märchen aus Tausendundeine Nacht. Kömürs Vorfahr Schah Ismail war ein iranischer Kaiser und tapferer Krieger im 16. Jahrhundert. Neben Georgien eroberte er Aserbaidschan. Doch einen der Kriege verlor Ismail. So musste die vom ihm gegründete Dynastie der Safawiden Aserbaidschan verlassen. Darunter waren auch die Ahnen von Basar Kömür.

Zweites Leben in Mainz

Geboren in der Türkei ist Kömür sehr stolz auf sein aserbaidschanisches Blut. Er wuchs zweisprachig auf. In Ankara schloss er das Studium der Pädagogik ab. Kömürs politische Ansichten waren der Grund, warum er die Türkei später verlassen musste. 1978 kam er ohne jegliches Hab und Gut nach Mainz. Das Leben fing für den 29-Jährigen von vorne an. "Damals war es für mich wie neugeboren zu werden. Ich war im Prinzip ein Analphabet in diesem Land: Ich konnte kaum sprechen und schreiben in dieser Sprache", erinnert sich Kömür. Also schrieb sich der junge Mann in eine Sprachschule ein, wo neben Deutschlehrern eine junge Französin ihre Muttersprache unterrichtete. Die studierte Germanistin interessierte sich ebenfalls sehr für den Orient. Der junge Basar weckte in ihr die Liebe zu Aserbaidschan und auch zu sich selbst. "Meine Frau hat mir nicht nur Deutsch, sondern auch den Westen beigebracht", lächelt Kömür. Aber noch eine Partnerschaft spielte in seinem Leben eine wichtige Rolle.

Brücke nach Aserbaidschan

Anfang der 80er erfuhr Basar Kömür von den Plänen der Stadt, einen Kontakt zu der Sowjetrepublik Aserbaidschan aufzubauen. Seine Freude kannte damals keine Grenzen. Kömür hätte nie gedacht, dass er seine Landsleute im Westen jemals treffen könnte. Mitte der 80er übersetzte er aber bereits für die erste Delegation aus Baku. "Diese Beziehung wurde für mich zu einer Brücke nach Aserbaidschan", erklärt Kömür die Bedeutung der Beziehungen zwischen den Städten für ihn. Leider konnte er erst Ende der 90er Jahre nach Baku fliegen: Der Zerfall der Sowjetunion und die instabile Lage in der Region standen ihm einige Jahre lang im Wege.

Feste Partnerschaft

Schon 2001 empfing Kömür die ersten Gäste aus Mainz in der Heimat seiner Vorfahren: In diesem Jahr rief er einen aserbaidschanischen Weltkongress ins Leben, der Aserbaidschaner aus aller Herren Länder nach Baku einlud. 2007 kam auch der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel mit einer Delegation von Unternehmern in die Hauptstadt am Kaspischen Meer. "Es ist schade, dass die Mainzer seltener in Baku sind als die Aserbaidschaner in Mainz", bedauert Kömür. Um sein Traumland den Deutschen näher zu bringen, unterstütze er gemeinsam mit der Stadt das Kulturjahr Aserbaidschans 2008 in Deutschland. Das Kulturelle ist für Kömür bei seinem Engagement viel wichtiger als rein wirtschaftliche Ziele. Allein der kulturelle Austausch sei der Schlüssel zur Freundschaft und zum Frieden zwischen den Völkern, erklärt er.

Neue Pläne

Basar Kömür hat kaum von seiner Cola getrunken. Immer weiter spricht er über seine Pläne, einen europäisch-aserbaidschanischen Kongress zu organisieren oder neue aserbaidschanische Künstler mit Ausstellungen und Konzerten nach Mainz einzuladen. Plötzlich leuchten seine Augen vor Freude: Kömürs Freund und Künstler Ashraf Geibatov ist da. Er ist einer seiner aserbaidschanischen Landsleute in Deutschland, denen Kömür mehrmals geholfen hat. Geibatov klopft auf die Schulter seines Freundes Basar und sagt: "Dieser Mensch ist ein Juwel."

40 Jahre lang Respekt

Basar Kömür nimmt endlich einen Schluck aus seinem Glas und beschließt den Abend mit einer alten aserbaidschanischen Weisheit: "Bei uns sagt man, wenn du einmal in einem fremden Land Wasser getrunken hast, musst du mindestens 40 Jahre lang das Volk und die Traditionen dieses Landes achten. Mehr als die Hälfte meines Lebens habe ich hier gelebt und viel Wasser getrunken. Ich bin ein Mainzer mit aserbaidschanischem Herzen."

Basar Kömür wünscht der deutsch-aserbaidschanischen Partnerschaft viele neue Treffen, grüßt alle Besucher unserer Homepage und das in seiner Sprache (Audio).

Aserbaidschan ist ein Staat im Kaukasus mit rund acht Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt Aserbaidschans Baku ist eine wichtige Hafenstadt am Kaspischen Meer. Weltweit leben ungefähr 25 Millionen Aserbaidschaner.

Alles außer Mainz 05
Menschen
Orte
Sichtweisen
Szene
Umfragen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren